Die Unterwelt ~ Utgard

Über Utgard, Hel, die 3 Nornen, den Urd~Brunnen, Frau Holle, die Percht und den Untersberg

 

Da ich den mystischen Untersberg durch viele Aufenthalte sehr gut kenne und auch seit vielen Jahren in seiner Nähe wohne, werde ich nicht nur oft etwas über ihn gefragt, sondern auch für Kraftplatzwanderungen an oder auf ihm gebucht.
Gerne besuche ich dann mit den Leuten eine kleine, leicht erreichbarer Höhle in der Nähe von Hallthurm, die sich praktisch direkt zwischen Untersberg und der Schlafenden Hexe befindet. Der Einstieg ist sehr eng und hat somit gewissermaßen Schlupfstein Charakter, also man streift dabei etwaige Anhaftungen ab. In der Höhle selber findet man dann einen größeren, nicht all zu hohen Raum, von ca. 30 auf 10 Metern, vor. Hier ist eher ein feucht-kaltes Milieu anzutreffen und deshalb verwundert es doch etwas, dass sich dort jemand offenbar etwas häuslich eingerichtet hat. Denjenigen habe ich jedoch noch nie dort angetroffen.
Um an einen eher geraden Platz zu gelangen, der als Ritualplatz prädestiniert ist und als solcher auch öfter schon genutzt wurde, ist es notwendig über ein paar schlüpfige Felsblöcke, die den Zugang zu den unteren Ebenen der Höhle, in verkeilter Form, auf wenige Lücken beschränken, zu kraxeln. Das erzeugt bei manchen durchaus etwas Nervosität, weil man sieht, wie weit man stellenweise hinunterrutschen könnte, aber wirklich gefährlich ist diese Aktion bei der richtigen Routenwahl dann doch nicht, sonst würde ich sie den Leuten auch nicht zumuten. Am Ritualplatz, in dessen Mitte sich sogar ein, für einen Altar prädestinierter, flacher Felsblock befindet, bitte ich die Anwesenden dann, alle Lichter zu löschen und sich mit der Dunkelheit zu arrangieren. Dabei singe ich für die Höhlengeister vornehmlich, der Erdenergie entsprechend, Untertöne, aber auch gerne mal Obertöne. Auch die Klänge der Maultrommel hören die Höhlengeister, wie auch meine Mitwanderer gerne. Mit der Zeit wird es jedoch stetig heller, weil sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnt und sich das spärliche Licht, das vom schmalen Eingang und einem verschütteten zweiten Eingang hereinfällt, immer mehr Bahn bricht.
Hier hat man also eine gute Gelegenheit mit der Unterwelt in Kontakt zu kommen und somit ins Reich der Percht, der hiesigen, dunklen Erdmuttergöttin einzutauchen. Zu dieser lokalen, im östlichen Alpenraum populären Gottheit ~ deren Sitz im Untersberg verortet wird, weshalb man ihn auch als Perchtberg bezeichnet und der Ort Berchtesgaden, also Perchtas Garten, wohl tatsächlich seinen Namen bekommen hat ~ schreibe ich weiter unten noch mehr.

Jetzt aber erst einmal zu einer Bewandtnis an einem Tag, als ich mit zwei Damen in dieser Höhle war, während der Mond im Skorpion stand, welcher sehr viel mit dieser Thematik zu tun hat. Nach dem Aufenthalt in der Unterwelt schlüpften wir wieder ans Tageslicht und machten zwischen den vielzähligen, großen Felsblöcken, die von einem Felssturz herrühren, der vor sehr langer Zeit stattgefunden haben muss und dem Wald den Charakter eines Zauberwaldes verleiht, an einem sonnigen Platz, eine Brotzeit. Dabei gab es eine Meinungsverschiedenheit mit einer der Damen bzgl. spirituellen Ansichten, auf die ich überraschenderweise ungewohnt heftig reagierte, sodass wir uns sogar danach entschieden, getrennte Wege zurück zu gehen. Wir konnten den Disput zwar beilegen und haben inzwischen wieder eine harmonische Korrespondenz per Email, doch war es auf jeden Fall dran, nicht miteinander zurück zum Ausgangspunkt zu gehen, was auch wirklich gut so war und wohl auch ohne diese Reaktion meinerseits besser gewesen wäre. Die heftige Reaktion meinerseits hatte nicht nur die zwei Damen überrascht, sondern auch mich selber und da kam wirklich etwas sehr Tiefes, Plutonisches aus mir heraus. Mir war sehr schnell klar, dass das mit unserem Unterweltsbesuch zusammen hing und dass die gute Frau da etwas Tiefsitzendes in mir getriggert hatte. Ich möchte darauf jetzt nicht detaillierter eingehen, um was es da ging, aber im Nachhinein fasziniert mich schon, was so ein Höhlenbesuch auslösen, oder zumindest fördern kann.
Die Konstellation Mond im Skorpion und das noch dazu an einem Portaltag tat da wohl ihr Übriges.

Der Herrscher des astrologischen Skorpions ist der Pluto und dieser gilt als der Herr der Unterwelt, wie auch seine griechische Entsprechung Hades.
Hier geht es eben besonders um die tiefen, verborgenen und oftmals auch unbewussten Themen, so auch um alte Verletzungen, Traumas und dergleichen. 

Der Skorpion entspricht wiederum im indianischen Medizinrad die Schlange und die steht ebenso für diese Thematik.

In der nordischen Mythologie ist der Herrscher der Unterwelt eine Göttin, die Hel (von der auch das Wort Hölle abgeleitet worden sein soll). Die ist mir persönlich ja tatsächlich sympathischer und näher als der kalte Pluto oder Hades. Denn sie ist ja praktisch die Erdmuttergöttin, die natürlich (wo sonst?) in der Erde lebt und eben auch dunkel und schwarz ist, weil es dort ~ wenn nicht die Hohlwelt-Theorethiker Recht haben sollten ~ eben auch dunkel ist. 
Ihr schlechtes Image hat sie ja praktisch durch die schon damals praktizierte Kriegspropaganda bekommen, dass die Krieger, die mit dem Schwert im Kampf sterben, nach oben, also nach Asgard an Odins Tafel gelangen und somit belohnt werden, während alle Anderen nach Utgard zu Hel hinunter müssen und somit bestraft werden. Also wurde schon damals die Denkweise, oben ist gut, unten ist schlecht, entsprechend propagiert.
Interessanterweise ist jedoch der URD~Brunnen, an dem die 3 Nornen sitzen und die Schicksalsfäden für die Menschen, wie auch die Götter (...!) spinnen, auch in Utgard angesiedelt und laut Mythologie hat ein gewisser Odin, der als Allvater bezeichnet wird, diesen mehrfach aufgesucht, um sich Rat einzuholen. Demnach sind also jene, die tatsächlich die Macht über Leben und Tod inne haben, diese 3 Frauen und eben nicht etwaige Asengötter im Himmel. Wenn man aber weiß, dass die 3 Namen der Nornen Urda, Verdandi und Skuld, Vergangenheit  (Ur da = schon immer da), Gegenwart (Verdandi = die Werdende) und Zukunft (Skuld, von der das Wort Schuld abgeleitet sein soll) ~ bedeuten, gelangen wir praktisch zur die Idee des Karmas, dass eben jede Ursache eine Wirkung hat. Nach dem Motto: „So wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es auch wieder heraus.“
Damit die einfachste Interpretation des Resonanz~Gesetzes.
Darum ist es eben keineswegs so, dass wir hilflos diesen Nornen ausgelieferte Wesen sind, sondern eben unseres eigenen Glückes Schmied und die die Fäden selbst in der Hand haben. Denn sie spinnen die Fäden eben in Folge unserer Entscheidungen und Taten. Die fatalistische Weltsicht, dass wir Spielball von launischen Göttern sind, hat mir noch nie zugesagt und ich glaube auch nicht, dass sie wirklich Bewandtnis hat, sofern wir eben nicht gerade daran glauben. Denn dann bewahrheitet sich das eben, aufgrund der dahin gelenkten Gedankenkraft. 
In der Analogie des Urdbrunnens ist ja auch das Märchen der Frau Holle (die ganz gewiss mit Hel korrespondiert) äußerst interessant. Denn die Mädchen stürzen/klettern ja in den Brunnen nach unten, sind aber dann doch oben. Denn die Schneeflocken vom Betten schütteln, müssen ja logischerweise von oben kommen, um auf die Erde fallen zu können. Somit wäre damit die Weltsicht von Hermes Trismegistos: "So wie Oben, so Unten und so wie Innen, so Außen" ebenfalls wiedergegeben.

Die Frau Perchta, auch einfach Percht genannt, korrespondiert in vielen Aspekten mit der Hel und auch Frau Holle. Interessant ist, dass der Name Percht vom keltischen Wort "Peratha", was Licht bedeutet, hergeleitet sein soll. Auch hier finden wir also wieder das scheinbare Paradoxon, dass in der Dunkelheit das Licht ist. Sozusagen das Yin und Yang Prinzip. So wird interpretiert, dass die Percht ihre größte Kraft und Bedeutung zur Wintersonnenwende hat, wo es zwar am Dunkelsten ist, jedoch die Hoffnung auf die Wiederkehr des Lichts aufkeimt. Dementsprechend wird sie auch mit zwei Gesichtern dargestellt. Vorne eine hässliche, furchterregende Fratze, die für die dunkle, furchterregende Winterzeit steht, oder vielleicht auch, wie es der Sinn bei den sogenannten Perchtenläufen ist, den Wintergeistern Einhalt gebieten soll. Auf der hinteren Seite jedoch trägt sie ein schönes, sonniges Gesicht (oft auch mit einem Strahlenkranz umrahmt), das eben diese Hoffnung auf hellere, wärmere und angenehmere Zeiten in Aussicht stellt. Ähnlich wie beim zweiköpfigen, römischen Gott Janus wird auch assoziiert, dass die Percht mit dem einen Gesicht in die Vergangenheit, bzw. das alte Jahr und mit dem anderen in die Zukunft und das neue Jahr schaut. Was mir an dieser Interpretation jedoch nicht so gefällt, ist, dass ja eben nicht Alles in der Vergangenheit schlecht war und in der Zukunft auch nicht wohlgefällig sein wird. Es sei denn, in diesem Metapher würde sich der Kopf , wie bei einer Eule, ständig hin und her drehen.
Ein Attribut all dieser Unterweltsgöttinnen ist die Eule auf jeden Fall. Nicht nur weil sie ein Nachtvogel ist, der in der Dunkelheit sehen kann, sondern auch, weil mit ihr ja generell die tiefe und oft auch verborgene Weisheit assoziiert wird.
Zudem wird den Unterweltgöttinnen auch die Schlange zugeordnet, die ja stets voll und ganz mit der Erde in Kontakt ist und sich geschickt auf ihr schlängelt. In der nordischen Mythologie finden wir hier auch die sogenannte Midgardschlange, die am Abend die Sonne verschlingt und am Morgen wieder ausspeit.
Auch mit der Schlange wird ja die Weisheit verbunden und natürlich eben auch die Transformation und der ganze Zyklus Geburt, Leben und Tod, für den eben auch die Unterweltsgöttinnen zuständig sind. Somit schließt sich auch hier wieder der Kreis zum Skorpion, der ja eben auch in astrologischer Hinsicht diese Thematik impliziert. 

Wer also in eine dunkle Höhle steigt, dort womöglich auch noch spirituell aktiv ist, sollte sich nicht wundern, wenn er sodann mit seinen tiefen Unterweltsthemen konfrontiert wird. Das ist gewiss nicht immer schön anzuschauen und es können hässliche Fratzen zum Vorschein kommen, aber eben doch sehr wichtig zu erfahren und zu erkennen. Denn erst wenn es sichtbar wird, tritt es ins Bewusstsein und kann aufgelöst oder harmonisiert werden. Vorher wirkt es im Unterbewusstsein eher giftig und destruktiv.

Jene Esoteriker, die sich immer nur dem Licht zu wenden und Licht predigen, vergessen, dass es auf dem spirituellen Weg zwingend notwendig ist, in die Unterwelt herabzusteigen, durch die Hel zu gehen, seine dunklen Aspekte sichtbar zu machen, kennenzulernen und somit ins Licht zu bringen, um wirklich im göttlichen Licht weilen zu können. Wer Angst vor der Unterwelt hat, hat im Grunde genommen Angst vor sich selbst und Angst trennt wiederum den Menschen von der göttlichen Kraft. Deshalb ist die sogenannte Schattenarbeit eben auch eine der wichtigsten Aktivitäten auf dem wahrhaftigen, spirituellen Pfad.