Du verbringst viel Zeit allein in der Natur. Man könnte Dich als Wanderer zwischen den Welten bezeichnen.
Was empfindest Du, wenn Du zwischen der Einsamkeit in der Natur und unserer konsumorientierten Wachstumsgesellschaft hin und her wanderst?
In den 90ziger Jahren, als ich vorwiegend im Wald lebte, negierte ich die moderne Welt und hatte dementsprechend Probleme mit und in ihr.
Heute weiß ich, dass beide Welten zusammen gehören und der momentane Ausdruck des Zeitgeistes sind.
Nun tanke ich in der Natur Kraft und bringe diese bei meinen Konzerten und sonstigen Veranstaltungen in die Zivilisation.
Die Kunst ist es für mich, beide Welten harmonisch zu vereinen.
Das heißt natürlich auch, das richtige Maß zu finden und sich nicht in den konsumgeilen Strudel hineinziehen zu lassen.
Am stärksten spürbar ist der Unterschied dieser zwei Welten durch die Lautstärke, den Geruch und die Geschwindigkeit, wobei ja erstere nicht unbedingt an der vermeintlichen Grenze halt macht und selbst an sehr abgeschiedenen Orten (in Mitteleuropa) Flugzeuge und sonstiger Zivilisationslärm vernehmbar ist.
Mit Deiner Kunst nimmst Du Einfluß auf unsere kulturelle Entwicklung.
Was willst Du den Menschen vermitteln, verbirgt sich eine tiefere Absicht dahinter?
„In der Ruhe liegt die Kraft!“ und sowohl meine Mandalas, die Sonnenbrennkunst, als auch meine Musik vermitteln diese Kraft.
Ich freue mich zwar durchaus, wenn meine Künste bewundert werden, doch viel mehr ein Anliegen ist es mir, besonders Kinder und Jugendliche damit zu inspirieren, selbst einen Stift oder ein Brennglas in die Hand zu nehmen, oder draußen am Lagerfeuer mit einfachsten Mitteln und der eigenen Stimme Musik zu machen.
Was ist Dein größter Schmerz, womit kämpfst Du am meisten?
Was glaubst Du, will dieser Schmerz Dich lehren?
Dadurch, dass ich das Leben an sich inzwischen als Spiel erkenne und mir dadurch keine großen Dramen kreiere, lebe ich weitgehend schmerzfrei. ;-)
Große Schwierigkeiten habe ich nach wie vor mit unachtsamen und respektlosen Menschen, die, natürlich oftmals unbewusst, über die Grenzen anderer gehen.
So habe ich besonders mit unachtsamen übergriffigen Rauchern, die ihrerseits Toleranz einfordern, jedoch nicht realisieren wollen, dass sie nicht nur sich, sondern auch anderen schaden, meine Schwierigkeiten.
Nicht nur daraus resultiert eine gewisse Ungeduld. Es ist auch die Ungeduld die aus dem Wissen entsteht, was mit einer gesunden und erwachten Menschheit, die sich mit Respekt und Toleranz begegnet, möglich wäre, während sich die Menschen nach wie vor das Leben gegenseitig schwer machen.
Denn anstatt sich zu erleichtern, beschweren sie sich immer wieder.
Ja und erwacht sind derzeit noch wenige, viele haben zwar bereits die Augen auf, doch bisher tappen sie noch ziemlich „draamhappat“ umher. ;-)
Das lehrt mich einerseits, meinem Gegenüber klar meine Grenzen zu zeigen, andererseits mich in heiterer Gelassenheit zu üben.
Und weil ich natürlich auch weiß, dass ich keineswegs vollendet oder perfekt bin, auch zu sehen, wo ich die Grenzen anderer überschreite und nicht genug Respekt und Toleranz übe.
Was ist die größte Verlockung für Dich und wie gehst Du damit um?
„Wenn da Berg ruaft, dann muaß i auffi! – Und dann gäh i auffi!“ ;-)
Nein, ganz im Ernst, da ich ein tantrischer Mensch bin – also, nicht mehr, wie in den 90zigern einen asketisch-sprirituellen Pfad folge, sondern einen Genuß-Yoga-Weg gehe – ist es stets eine Herausforderung, das Maß zu finden und zu wissen, wann es angesagt ist, Nein zu sagen.
Inzwischen gelingt mir das zwar ziemlich gut, doch eine gewisse Achtsamkeit und Selbstbeobachtung ist nach wie vor erforderlich!
Zurzeit gibt es eine globale Bewegung, die bemüht ist, zwischen der modernen und der traditionellen Welt eine Brücke zu schlagen.
Welche Werte sollten wir aus der Vergangenheit mit rüber nehmen in die heutige Zeit und worin siehst Du hier die größte Herausforderung?
Im Grunde ist es relativ einfach, den Weizen von der Spreu zu trennen, denn alles was g’schmeidig ist und mit den natürlichen Rhythmen und Gesetzmäßigkeiten korrespondiert, sollte gefördert werden. Heutzutage orientieren sich wieder viele Menschen zur Göttin und einer weiblich-intuitiven Spiritualität hin. Nach der stark Yang (männlich) orientierten Religiösität und deren Früchten, die durch ihre Einseitigkeit zu vielen widernatürlichen Zuständen geführt haben, ist diese Hinwendung zur Yin (weiblich) orientierten Religiösität verständlich.
Dennoch wäre es fatal, nun grundsätzlich all das zu verteufeln, was männlich und Yang geprägt ist und das weibliche zu verherrlichen, denn so entsteht erneut ein Ungleichgewicht.
Die Kunst ist es, ein natürliches Gleichgewicht zwischen den beiden Polaritäten zu schaffen und ein Feld zu kreieren, in dem sich Mann und Frau gleichberechtigt und einander ergänzend begegnen können.
Für sehr wichtig erachte ich auch, dass wir Europäer uns wieder mehr unseren eigenen spirituellen Wurzeln zuwenden und nicht so sehr in die Ferne schweifen.
Heutzutage wissen viele Leute mehr über hinduistische oder ur-nordamerikanische Traditionen oder auch den Mayakalender, als über unsere Urkultur und die hiesigen natürlichen Rhythmen.
Deshalb bin ich auch bestrebt, das Wissen über die Runen, die einen Schlüssel zu unserer Urkultur darstellen, den Menschen in unserer Region nahe zu bringen.
So wie es ein Reggae-Sänger trefflich formulierte:
„Ein Volk ohne Wissen über seine Herkunft und (Ur-)Kultur, ist wie ein Baum ohne Wurzeln.“